Warum braucht ‘ne “App” Apple wird manch einer fragen? Braucht sie auch nicht, obwohl “Apps” meist im Zusammenhang mit Apples iPhone und iPad und den tausenden Miniprogrammen aus Apples App-Store erwähnt werden, die unter dem Betriebssystem iOS laufen. Dabei gibt es natürlich auch Apps für Googles “Android”, Android-Apps eben.
“App” steht daher nicht für Apple-Apps, sondern für Applikationen, kleine, in sich geschlossene Programme oder Programmierungen, die auf Smartphones oder Tablet-Computern installiert werden.
Zeitungsverleger haben jedoch in den vergangenen Monaten, angeheizt durch die Markteinführung des iPad, ein Loblied auf Apple und seine Apps gesungen. Gleichzeitig können sie sich gar nicht damit anfreunden, dass sich Apple-Chef Steve Jobs für den Verkauf ihrer Apps im iTunes-App-Store 30 Prozent des Verkaufserlöses in die Tasche steckt und zusätzlich auch noch Abo-Daten der Leser / Nutzer einsammelt. Trotzdem purzelten auch aus deutschen Verlagshäusern iPad-App um iPad-App. Viel Kreativität wurde häufig nicht eingesetzt. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ging es offensichtlich nur darum, dabei zu sein. Seit Kurzem bietet auch dpa die App von der Stange (Erstkunde Schwäbische Zeitung). Und immer kassiert Apple mit.Nun hat sich die Londoner Financial Times offenbar aus dem Jobschen Würgegriff befreien können und eine in HTML5 programmierte WebApp für das iPhone und das iPad auf den Markt gebraucht. Die braucht zwar zunächst weiter Apples iOS als Betriebssystem, wird aber nicht über den App-Store heruntergeladen und installiert, sondern über den Safari-Browser auf dem Home-Bildschirm gespeichert. Nach dem Aufruf über das Home-Icon wird die App bildschirmfüllend gezeigt, als App und nicht als Webseite. Die WebApp fragt dann, ob sie sich 50 MB Speicher für Downloads nehmen darf, die man ihr später über die Einstellungen auch wieder entziehen kann.
Das App-Erlebnis mit der WebApp der Financial Times ist absolut identisch mit einer gut gemachten Zeitungs-App aus dem iTunes App-Store. Die Nutzung ist auf den Touchscreen von iPhone und iPad optimiert. Wer die App vollständig nutzen möchte, zahlt für das Standard-Wochen-Abo £ 4,49 (5 Euro) oder als Jahres-Abo £ 223,48 (250 Euro). Das Premium-Angebot mit Zugriff auf Wirtschaftsdatenbanken kostet £ 6,49 (7,30 Euro) wöchentlich und £ 337,48 (377 Euro) im Jahr. Aber das Beste dank HTML5 ist: Steve Jobs geht leer aus und könnte auch nichts gegen die App unternehmen. Trotzdem, laut dem Technik-Blog Ubergizmo will die FT vorerst ihre App im iTunes-Store lassen.—
Nachtrag 16.06.2011
How Publishers Can Bypass Apple with HTML5 Web Apps (Blog Mediashift)
Project Spartan: Facebook’s Hush-Hush Plan To Take On Apple On Their Own Turf: iOS (Techcrunch)